Der Tod eines obdachlosen Mannes vergangenes Wochenende zeigt es mehr als deutlich: Es fehlt in Berlin immer noch an passenden Unterbringungsmöglichkeiten und Unterstützungsangeboten für Menschen ohne Obdach – vor allem an Tagen wie diesen, mit Temperaturen im Minusbereich!
Die rot-rot-grüne Koalition hat in diesem Winter die Kältehilfe auf 1000 Notschlafplätze ausgebaut und um zwei Monate verlängert. Außerdem wurden verschiedene neue Projekte wie die Karuna-Buslinie für Obdachlose oder die Krankenwohnung der Caritas auf den Weg gebracht. Doch offensichtlich ist all dies nicht ausreichend: Es fehlt an Angeboten, die sich an der Lebenswelt der Menschen ohne Obdach orientieren und ihnen einen möglichst selbstbestimmten Alltag ermöglichen. Ebenso müssen kurzfristige Schritte ergriffen werden, damit nicht mehr jede Nacht 200 Plätze in der Kältehilfe frei bleiben und gleichzeitig Menschen draußen (er)fieren. Es braucht daher noch niedrigschwelligere, ganzjährige Angebote für diejenigen, die ansonsten durchs Raster fallen: Einrichtungen, in denen weder Haustiere noch Alkohol verboten sind. Einrichtungen für Frauen und Kinder, psychisch Kranke, Ältere und Menschen im Rollstuhl.
Dies kritisiert auch das Bündnis aus verschiedenen Organisationen und Vereinen, dass dieser Tage vor dem Roten Rathaus ausharrt: 48 Stunden dauert die Mahnwache an, bei der das Wohnungslosenparlament, der Mieterpartei, der Verein Little Homes und andere dem am Moritzplatz verstorbenen Obdachlosen gedenken und auf die Situation von Menschen ohne Wohnung aufmerksam machen.
Dieser Kritik schließe ich mich an. Sie setzen sich für ein menschenwürdiges Zuhause für alle Berliner*innen ein. Als Symbol dafür übergibt der Verein Little Homes ein Tiny House an Dietlind Schmidt vom Wohnungslosenparlament. Wieder eigene vier Wände zu haben gibt Menschen Privatsphäre und damit ein Stück ihrer Würde zurück – auch wenn es nur wenige Quadratmeter sind. Auch ich war vor Ort dabei und habe die Aktivist*innen mit Verpflegung und der Bereitstellung einer Toilette/ bei der Ausstattung der Mahnwache unterstützt
Aktionen wie diese und die Tatsache, dass in unserer Stadt immer noch jedes Jahr Menschen an Kälte sterben, machen deutlich, dass es mehr Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen braucht. Denn die harten Bedingungen des Lebens auf der Straße, die Ungewissheit und traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit sind Aspekte, die oft in eine psychische Erkrankung oder Suchterkrankung führen.
Obdachlose sind bei diesen winterlichen Temperaturen in Lebensgefahr. Die Einstellung „Jede*r ist seines Glückes Schmied, mehr als anbieten können wir die Unterstützung nicht“ ist kein Appell an Selbstbestimmung und eigenverantwortliches Handeln, sondern grenzt an unterlassene Hilfeleistung. Obdachlose Menschen kämpfen jeden Tag um das Überleben! Es liegt an uns sie mit adäquaten Hilfsangeboten zu unterstützen.
Unser grünes Beschlusspapier zu Wohn- und Obdachlosigkeit findet ihr hier.
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