Nach Zahlen von 2017 leben in Deutschland 3,41 Millionen Pflegebedürftige. Die Hälfte davon wurden allein durch Angehörige, Freunde oder Nachbarn zuhause versorgt, ein weiteres Drittel zusammen mit oder vollständig durch einen ambulanten Pflegedienst.

Diese Zahlen zeigen mehr als deutlich, wie bedeutend die Leistung von pflegenden Angehörigen ist. All diesen Menschen gilt meine absolute Anerkennung, denn die Pflege von Angehörigen kostet unglaublich viel Kraft – und geht mit viel Liebe und Fürsorge einher.
Gleichzeitig zeigen diese Zahlen aber einmal mehr, wie wichtig ein guter und wertschätzender Umgang mit all denen ist, die sich bereit erklären, die Pflege eines Menschen zu übernehmen. Damit meine ich neben allen, die sich für einen Pflegeberuf entscheiden, besonders diejenigen, die die Pflegeverantwortung eines Angehörigen auf sich nehmen. Diese Menschen erbringen oftmals neben beruflichen, familiären und privaten Verpflichtungen eine erstaunliche Leistung, um Menschen, die ihnen nahestehen, im häuslichen Umfeld zu versorgen. Oder aber sie sind selbst schon sehr alt und pflegen – in den meisten Fällen – ihre*n Partner*in
Diese Woche ist in Berlin, die Woche der pflegenden Angehörigen. Eine besondere Zeit, in der genau diesen Menschen im Rahmen verschiedener Kulturveranstaltungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Schwerpunkte hierbei sindWertschätzung und Anerkennung, aber auch Gesundheitsförderung: Menschen mit Pflegeverantwortung bleibt oft wenig Zeit für eine Auszeit und Erholung. Verschiedene Veranstaltungen wollen hier Auszeiten schaffen und einen Austausch ermöglichen. Die Woche der pflegenden Angehörigen schenkt aber gleichzeitig auch den pflegebedürftigen Menschen Beachtung, denn auf Hilfe, Pflege und Unterstützung angewiesen zu sein, stellt in vielen Fällen eine herausfordernde Situation dar – für alle Beteiligten!
Für mich ist es unabdingbar, dass pflegende Angehörige mehr Unterstützung benötigen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass mehr Pflegebedürftige selbstbestimmt in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben können. Wir müssen Möglichkeiten schaffen, damit pflegende Angehörige ihre*n Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Tochter, Sohn, Partnerin, Partner,… ohne Existenzängste und mit so viel Unterstützung und Entlastung wie nötig zuhause versorgen können!
Dafür braucht es Strukturen, die alle Beteiligten sicher und niederschwellig durch das Gesundheits- und Unterstützungssystem lotst. Wir müssen Strukturen schaffen, die einen leichten und sicheren Zugang zu Pflege und Unterstützung direkt im Kiez gewährleisten. Für mich als Sprecherin für Pflege- und Sozialpolitik heißt das: Wir müssen die Pflegestützpunkte ausbauen und mehr Brückenbauer*innen einsetzen. Es braucht mehrsprachige Beratungs- und Unterstützungsangebote in den Muttersprachen der vielfältigen in Berlin vertretenen Communities. Fachliche Informationen müssen einfach aufbereitet, ggf. in leichter Sprache für alle Berliner*innen zugänglich sein. All das muss sich ändern, nicht irgendwann, sondern jetzt! Denn pflegerische Unterstützung zuhause und im Kiez muss selbstverständlich werden!
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