Heute, am 17.03.2020, ist #EqualPayDay – bis heute haben Frauen in Deutschland in diesem Jahr quasi unbezahlt gearbeitet: Frauen verdienen im Schnitt immer noch um die 20% weniger als Männer, auf das ganze Jahr gesehen würden Frauen bei gleichem Stundenlohn also erst ab heute bezahlt, während Männer schon ab 1.Januar den vollen Lohn erhielten. Das ist natürlich nur ein Gedankenspiel, verdeutlicht aber die großen Unterschiede in der Bezahlung von Männern und Frauen. Das Lebenseinkommen – das Einkommen über die gesamte Erwerbstätigkeit hinweg – ist bei Frauen sogar nur etwa halb so hoch.
Diese Lohnungerechtigkeit entsteht einerseits aus der ungleichen Bezahlung von Frauen und Männern in gleichwertigen Positionen: Frauen erhalten für gleiche Tätigkeiten und bei gleicher Qualifikation eine geringere Entlohnung als Männer.
Insbesondere Migrant*innen und PoC sind von der Lohnungleichheit in Deutschland betroffen.
Zum anderen liegt der Unterschied im Einkommen an der ungleichen Verteilung von Care-Arbeit: Frauen übernehmen immer noch den größten Teil der Hausarbeit und Sorge um die Familie. So sind es meistens Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, um sich um die Kinder zu kümmern. Viele Frauen mit Kindern arbeiten nur noch in Teilzeit, während sich Kinder im Einkommen von Männern kaum niederschlagen. Außerdem sind es auch überwiegend Frauen, die sich um die Pflege von Angehörigen kümmern und dafür beruflich zurückstecken.
Zusätzlich arbeiten Frauen häufig in Berufen, die schlecht bezahlt sind wie Pflege und Erziehung. Frauen leisten damit tendenziell eher schlechter oder nicht bezahlte Arbeit, mit der Folge von niedrigen Renten und Altersarmut.
(In meinem Artikel: Frauenrechte sind Menschenrechte https://fatos-topac.de/frauenrechte-sind-menschenrechte/ sind die aktuellen Zahlen und der Unterschied zwischen unbereinigten und bereinigtem Gender Pay Gap ausführlich erklärt.)
Gerade jetzt, da wir alle die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie direkt und ganz nah erleben, wird uns dieses Ungleichgewicht ganz drastisch vor Augen geführt: Wieder sind es sind häufig Frauen, die die Folgen von geschlossenen Schulen und Kitas zu spüren bekommen und zuhause die Sorge- und Pflegearbeit übernehmen.
Und es sind die sozialen Berufe und die Pflegeberufe, die die Gesellschaft in Zeiten wie diesen zusammenhalten. Und überwiegend Frauen, die diese Berufe ausüben. Berufe, die bisher weder gesellschaftlich noch finanziell die notwendige Wertschätzung erfahren und in denen den Menschen gleichzeitig aktuell unglaublich viel abverlangt wird: Hohes Ansteckungsrisiko, vermehrte Arbeitsbereitschaft, außergewöhnliche Arbeitsbelastung. .
Diese Arbeit muss endlich angemessen wertgeschätzt und bezahlt werden! In meiner politischen Arbeit setze ich mich für eine größere Sichtbarkeit, Wertschätzung und Verteilung von Care-Arbeit in der Gesellschaft ein; für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, damit diese – wie wir gerade besonders deutlich sehen – gesellschaftlich unentbehrlichen Leistungen Anerkennung erfahren, ein auskömmliches Leben ermöglichen und nicht zur Armutsfalle werden.
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